Gedicht zu Weihnachten am 23. Dezember (23.12)

Gedicht zu Weihnachten am 23. Dezember (23.12)

Der Friedenskönig

Der Friedenskönig kommt heran,
Bereitet ihm den Weg!
Streut Palmen auf die Siegesbahn
Und ebnet jeden Steg!

Sanftmütig kommt er, Hass und Streit
Ist fern von seinem Sinn.
Demütig kommt er, Demut breit’
Die Kleider vor ihm hin.

Denn, wen noch wilder Zorn entflammt,
Wen Rach’ und Hass empört,
Wer andere kühn und stolz verdammt,
Ist nicht des Königs wert.

Er kommt zum Frieden. Fried’ ernährt,
Unfried’ verheert die Welt.
Der ist nicht dieses Königs wert,
Der Bund und Treu’ nicht hält.

Willkommen, Held, für unser Heil,
Der Menschheit Retter Du!
Der Wahrheit liebt, hat an Dir teil
Und Freud’ und Himmelsruh’.

Auch wer für Menschenwohl und Glück
Gefahr und Not nicht scheut,
Und, ruft der Himmel ihn zurück,
Sein Leben willig weiht,

Ihm tönet Segen nach und Dank,
Wenn sich sein Auge schließt,
Indes ihn Himmelslobgesang
“Gesegnet sei!” begrüßt.

Wohlauf; wir stimmen in den Chor
Das Hosianna ein!
Ein Engel schwingt die Palm’ empor,
Der Sanftmut uns zu weih’n.

Johann Gottfried Herder 1744 – 1803

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