Weihnachslieder zur Bescherung

Weihnachtslied

Die Winde brausen und tosen
über Heide und See;
im Garten die Christrosen
blühn heimlich unter dem Schnee;

heimlich, wie in den Bäumen
es leise treibt und drängt;
heimlich wie süßes Träumen,
das dämmernd den Sinn umfängt,

wenn aus der Luft, der klaren,
Weihnachtsgeläute schwebt,
als hätten vor vielen Jahren
schon einmal wir gelebt, -

als hätte unsre Lippe
schon damals das alte Lied
gesungen, als vor der Krippe
wir weinend niedergekniet; -

als hätten wir selber gesehen
des Sternes leuchtendes Licht
über der Hütte stehen, -
und Mariens reines Gesicht, -

und die Strahlen, welche flirrten
um des Kindes blondlockiges Haar, -
und die Könige und die Hirten -
und der Engel jauchzende Schar.

Marx Möller 1868 – 1921

Weihnachtslied

Nun ist die liebe Weihnachtszeit
Mit ihren Wundern kommen:
Durch alles deutsche Land ist weit
Ein heller Glanz erklommen:
Das ist der Glanz vom Weihnachtsbaum,
Im Schnee ein Sommersonnen-Traum -
Nie sei er uns genommen!

Die Kindheit flieht; die Jugend sieht:
Der Weihnacht-Traum soll dauern.
Wie süß er Mannes Brust durchzieht
Mit tannenduft’gen Schauern!
Es schmückt den Baum in fernem Land
Des Kriegers waffenmüde Hand:
Wie hat er doch so hell gebrannt,
Paris, vor deinen Mauern!

Denn was die Weihnacht wahrhaft weiht,
Ihr Mädchen und ihr Knaben,
Ist nicht die bunte Herrlichkeit
Der hochgehäuften Gaben:
Das ist die Reinheit, kindlich wahr,
Der Gier, des Neids, der Lüge bar
Die sich an Lichtglanz still und klar
Als höchstem Glück kann laben.

Solch reiner Sinn – er bleibt’ uns treu -
Auf allen Lebensbahnen;
Dann wird uns rühren immer neu
Der Weihnacht hehres Ahnen:
Dann wird der Glanz vom Weihnachtsbaum,
Nicht nur ein flücht’ger Wonnentraum,
Im Alters-Schnee ein Sonnentraum
Uns sel’ger Jugend mahnen.

Felix Dahn 1834 – 1912

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