Weihnachtsgedicht für die Mama

Weihnachten

O heil’ge Nacht, ersehnt in Kinderträumen,
Du Freudenfest für alle Christenherzen,
Du kamst, und hell von tausend Tannenbäumen
Begrüßt dich der Glanz der Weihnachtskerzen:
Ihr Schein durchleuchtet mild die Winternacht,
In der in aller Welt die Liebe wacht.

Von allen Türmen ruft ein festlich Läuten,
Und durch die stille Nacht bei Schnee und Wind
Zum Haus des Herrn andächt’ge Menschen schreiten,
Zu grüßen dort das neugeborne Kind,
Das einst die sündenvolle Erdenwelt
Mit seines Lichtes Fülle hat erhellt.

Und frommer Sinn erblicket Bethlems Palmen,
Er sieht in Himmelsglanz die Engel schweben,
Er hört der armen Hirten Jubelpsalmen
Und schaut, wie sie mit andachtsvollem Beben
Sich beugen vor dem Kind auf Stroh und Heu -
Und Bethlems Wunder wird alljährlich neu.

O blick’ in deines Kindes Augensterne,
Wenn du den Glauben ihm nicht geraubt
Und hör’ aus seinem Munde, wie so gerne
Es an das Christkind und sein Kommen glaubt:
Dann fühlst du, wie dich still ein Weh erfasst,
Weil du nicht mehr den Kinderglauben hast.

Drum lasset froh bei lichtbestrahlten Bäumen
In dieser Nacht beim Klang der Weihachtslieder
Noch lange harmlos euer Kindlein träumen,
Und werdet mit ihm selbst zum Kinde wieder,
Der Strahl, der fromm aus seinen Augen bricht,
Er birgt für euch der Weihnacht schönstes Licht.

Anton Joseph Ohorn 1846 – 1924

1